
Wege durch die Sammlung
Kreuz und Kruzifix
Die Christen haben lange gezögert, die schändliche Hinrichtung ihres Gottes darzustellen. Seit Kaiser Konstantin wurde das Kreuz ohne Figur als Siegeszeichen verwendet, im Museum Schnütgen wirkt das in den lichterfüllten Bergkristallkreuzen nach. Erst seit dem 5. Jahrhundert gibt es Bilder der Kreuzigung. Die ältesten erhaltenen Kruzifixe stammen aus dem 10. Jahrhundert, wie das Gero-Kreuz im Kölner Dom. Zwei eindrucksvolle frühe Werke, der Kruzifixus Neuerburg und der Torso aus St. Georg, sind im Museum Schnütgen zu sehen. Eine Herausforderung für die Künstler bestand darin, in einer Figur gleichzeitig deutlich zu machen, dass Christus als Mensch gestorben ist und als Gott die Kraft hat, den Tod zu überwinden. Im Lauf der Jahrhunderte werden entweder stärker das Leiden und Sterben, oder die Kraft und die Vitalität der Figur betont. Vom frühen Mittelalter bis in die Barockzeit sind jedoch in der Regel beide Aspekte dieses Widerspruchs in der Figur des Gekreuzigten vereint.