Wege durch die Sammlung
Elfenbeinschnitzerei
Elfenbein galt im Mittelalter als besonders kostbares Material, dem zeitweilig eine höhere Wertschätzung als Gold und Edelsteinen zuteil wurde. Das eigentliche Elfenbein stammte von den Stoßzähnen des Elefanten, aber auch andere Tiere, wie z.B. das Walross, lieferten ab dem 12. Jahrhundert ähnliches Schnitzmaterial. Der seltene organische Werkstoff ließ sich gut bearbeiten und war aufgrund seiner weißen, seidig glänzenden Oberfläche, die an die menschliche Haut erinnerte, sehr begehrt. Da die Handelswege nach Indien im Frühmittelalter noch nicht erschlossen waren, stand nur aus Afrika stammendes Elfenbein zur Verfügung. Nach Unterbrechungen der Handelsroute durch die arabischen Eroberungszüge war das „weiße Gold“ erst gegen Ende des 8. Jahrhunderts – wenn auch nur in geringen Mengen – wieder verfügbar: Es wurde deshalb zunächst ausschließlich im unmittelbaren Umfeld der karolingischen Herrscher verwendet. Der Materialknappheit begegnete man in karolingischer und ottonischer Zeit mit der Wiederverwendung älterer, meist spätantiker Elfenbeinreliefs. Aus ihren Rückseiten entstanden nun neue kunstvoll geschnitzte Reliefs für die Buchdeckel liturgischer Handschriften, so u.a. auch beim Harrach-Diptychon und der Viktor und Gereon-Tafel. Ab dem 14. Jahrhundert war Elfenbein als Schnitzmaterial vergleichweise reichlich vorhanden. Es entstanden Reliefs, Statuetten und profane Luxusgegenstände in großer Zahl. In nachmittelalterlicher Zeit war Elfenbein weiterhin attraktiv, da das Material es erlaubte, künstlerisch virtuose Schnitzereien hervorzubringen, die als Kunstkammerstücke sehr gefragt waren.