Wege durch die Sammlung

Elfenbeinschnitzerei

Elfenbein galt im Mittelalter als besonders kostbares Material, dem zeitweilig eine höhere Wertschätzung als Gold und Edelsteinen zuteil wurde. Das eigentliche Elfenbein stammte von den Stoßzähnen des Elefanten, aber auch andere Tiere, wie z.B. das Walross, lieferten ab dem 12. Jahrhundert ähnliches Schnitzmaterial. Der seltene organische Werkstoff ließ sich gut bearbeiten und war aufgrund seiner weißen, seidig glänzenden Oberfläche, die an die menschliche Haut erinnerte, sehr begehrt. Da die Handelswege nach Indien im Frühmittelalter noch nicht erschlossen waren, stand nur aus Afrika stammendes Elfenbein zur Verfügung. Nach Unterbrechungen der Handelsroute durch die arabischen Eroberungszüge war das „weiße Gold“ erst gegen Ende des 8. Jahrhunderts – wenn auch nur in geringen Mengen – wieder verfügbar: Es wurde deshalb zunächst ausschließlich im unmittelbaren Umfeld der karolingischen Herrscher verwendet. Der Materialknappheit begegnete man in karolingischer und ottonischer Zeit mit der Wiederverwendung älterer, meist spätantiker Elfenbeinreliefs. Aus ihren Rückseiten entstanden nun neue kunstvoll geschnitzte Reliefs für die Buchdeckel liturgischer Handschriften, so u.a. auch beim Harrach-Diptychon und der Viktor und Gereon-Tafel. Ab dem 14. Jahrhundert war Elfenbein als Schnitzmaterial vergleichweise reichlich vorhanden. Es entstanden Reliefs, Statuetten und profane Luxusgegenstände in großer Zahl. In nachmittelalterlicher Zeit war Elfenbein weiterhin attraktiv, da das Material es erlaubte, künstlerisch virtuose Schnitzereien hervorzubringen, die als Kunstkammerstücke sehr gefragt waren.

 Sog. Harrach-Diptychon,  Aachen, Hofschule Karls des Großen, um 800, Elfenbein, 33,7 x 23 cm, Leihgabe der Sammlung Ludwig, Aachen, © Rheinisches Bildarchiv

Sog. Harrach-Diptychon
Aachen, um 800

 Sog. Kamm des Hl. Heribert, Metz, um 870, Elfenbein, 19 x 12 cm, Inv.-Nr. B 100, Museum Schnütgen (aus der Sammmlung F.F. Wallraf) © Rheinisches Bildarchiv

Sog. Kamm des Hl. Heribert
Metz, um 870

 Gereon-und-Victor-Tafel, Reliefs: Christus als Weltenherrscher mit den Märtyrern Gereon und Victor, Köln, um 1000,  Elfenbein, 17,7 x 9,8 cm, Inv.-Nr. B 98 © Rheinisches Bildarchiv 
  

Gereon-und-Victor-Tafel
Köln, um 1000

 Himmelfahrt Christi,  Lothringen oder Lüttich, Anf. 11. Jh., Elfenbeinrelief, 11 x 8,5 cm, Inv.-Nr. B 2, © Rheinisches Bildarchiv

Himmelfahrt Christi
Lothringen oder Lüttich, Anf. 11. Jh.

 Kreuzabnahme,  Saint-Omer/Nordfrankreich, um 1100,  Elfenbein, H. 13,8 cm, Inv.-Nr. B 120, © Rheinisches Bildarchiv

Kreuzabnahme
St.-Omer, um 1100

 Drei Frauen am Grab, Köln, um 1150-1175, Walrosszahn, 15,5 x 11,7 cm,  Inv.-Nr. B 103, © Rheinisches Bildarchiv

Drei Frauen am Grab
Köln, um 1150-1175

 Dose (Pyxis), Sizilien, 12./13. Jh., Elfenbein, Kupfer vergoldet,  H. 12,9 cm, Ø 12,3 cm, Inv.-Nr. B 11, © Rheinisches Bildarchiv

Dose (Pyxis)
Sizilien, 12./13. Jh.

 Geburt Christi, Anbetung der Hl. Drei Könige und Weltgericht, Diptychon, Frankreich, 14. Jh., Elfenbein mit Silberscharnieren, 21 x 19,5 cm, Inv.-Nr. B 123 © Rheinisches Bildarchiv

Geburt Christi, Anbetung der Hl. Drei Könige und Weltgericht, Diptychon
Frankreich, 14. Jh.

 Thronende Madonna  Frankreich, 14. Jh., Elfenbein, H. 16,5 cm, Inv.-Nr. B 28 © Rheinisches Bildarchiv

Thronende Madonna
Frankreich, 14. Jh.

 Wendehaupt als Rosenkranzglied (Vorderseite), Deutschland (?), 17. Jh.,  Elfenbein mit Fassungsresten, H. 3,8 cm, Inv.-Nr. B 129,  © Rheinisches Bildarchiv

Wendehaupt als Rosenkranzglied (Vorderseite)
Deutschland (?), 17. Jh.

 Tanzender Tod Deutschland, um 1700, Elfenbein, H. 13 cm, Inv. B 151, © Rheinisches Bildarchiv

Tanzender Tod
Deutschland, um 1700

 Schlafender Putto mit Totenschädel, Niederlande (?), 17. Jh., Elfenbein, 4,3 x 14 x 5,7, Inv. B 154, © Rheinisches Bildarchiv

Schlafender Putto 
Niederlande (?), 17. Jh.

 Kruzifixus,  Ignaz Elhafen, um 1715, Elfenbein,  46 x 27 cm, Inv.-Nr. B 116 a, © Rheinisches Bildarchiv

Kruzifixus
Ignaz Elhafen, um 1715