Der große Kalvarienberg.
Präsentation einer Neuerwerbung

Seit 27. November 2013

Von anrührender Schönheit ist die Gruppe der vier Frauen, die in tiefer Trauer den Kreuzestod Christi beklagen. Sie gehört zu einer figurenreichen Darstellung der Kreuzigung Jesu, deren Besonderheit darin besteht, dass die Trauer Marias und ihrer Gefährtinnen emotional genauso bedeutend ist wie die Kreuzigung. Im Jahr 2012 konnte die geschnitzte Gruppe mit Unter­stützung der Kulturstiftung der Länder, der Peter und Irene Ludwig Stiftung, der Sparkassen Kulturstiftung Rheinland und des Fördervereins Pro Arte Medii Aevi – Freunde des Museum Schnütgen e.V. erworben werden. Damit erhielt der figurenreiche Kalvarienberg im Museum Schnütgen eine bedeutende Ergänzung.

Eine große Menschenmenge wohnt der Kreuzigung von Jesus und den beiden Verbrechern bei. Die Leute sind Zeugen des historischen Ereignisses, wie es in den Evangelien und späteren Erzählungen vom Leidensweg Jesu geschildert wird. Genau unterhalb von Christus befindet sich das zweite Zentrum der Komposition: die in Ohnmacht zusammenbrechende Muttergottes, eingerahmt von ihren beiden Schwestern Maria Salome und Maria Kleophas. Eine weitere Frau, im Profil dargestellt, neigt sich Maria von der Seite zu. Bei ihr handelt es sich entweder um Maria Magdalena oder um Veronika, die ursprünglich das Tuch hielt, in dem sich auf dem Kreuzweg das Gesicht des lebenden Jesus abgezeichnet hatte. Sehr wahrscheinlich stand hinter der Muttergottes der Apostel Johannes, um sie zu stützen, so dass die drei Figuren um Maria eine zentrale Gruppe unter dem Kreuz bildeten.

Während sich die Kreuzigung mit den Reitern und Soldaten schon seit 1965 im Museum Schnütgen befindet, erschließt der Erwerb der trauernden Frauen 2012 in neuer Weise den Sinn der Komposition. Ursprünglich befand sich das Relief in der Mitte eines Altarschreins. Es gehört zu den qualitätvollsten Skulpturen der burgundischen Niederlande aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die teilweise erhaltene ursprüngliche Farbfassung macht es besonders kostbar. Eine dendrochronologische Untersuchung des Eichenholzes bestätigte die Datierung und ergab, dass das Holz aus dem Ostseeraum importiert wurde.

 

Beiträge über den großen Kalvarienberg:

WDR Fernsehen, West ART Meisterwerke
WDR West ART Meisterwerke

Deutschlandfunk, Kultur Heute
DLF Kultur Heute