Das gedruckte Stundenbuch von 1525 – eine Neuerwerbung im Kontext

Bis 20.10.2024

Mit dem auf Papier gedruckten Stundenbuch ist dem Museum Schnütgen eine reich bebilderte Neuerwerbung gelungen. Erstmals wird dieser kleine Bilderschatz zwischen zwei Buchdeckeln in einer Sonderpräsentation gezeigt. Im Kontext mit einer Stundenbuch-Handschrift und zwei weiteren, handkolorierten Druckwerken lassen sich exemplarisch die Entwicklung vom handgemachten zum gedruckten Buch und die gestalterischen Möglichkeiten des Drucks nachvollziehen.

Von der Handschrift zum gedruckten Buch

Von Hand auf Pergament geschriebene und gemalte Stundenbücher, wie das in Brügge oder Gent angefertigte Exemplar, waren kostspielige Unikate. Insbesondere die Farben für die schmuckvolle Ausgestaltung und bildlichen Darstellungen waren teuer. Daher zählten umfangreich bebilderte Handschriften zum kostbaren Besitz fürstlicher Sammlungen. Der Buchdruck machte diese Art von Buch für die täglichen Gebetseinheiten, die sog. Stunden, auch für einen größeren Kreis erschwinglich.
Das neu erworbene Stundenbuch ist dabei konsequent als reines Druckwerk gestaltet. Im Zweifarbendruck mit roten Hervorhebungen erstellt, ist jedes Blatt mit Buchschmuck ausgestattet. Die 58 ganzseitigen und zahlreichen kleinformatigen Darstellungen sind dabei als fein nuancierte Grafiken ausgeführt und behaupten sich als eigenständige Bilder in Schwarz-Weiß.
Eine luxuriöse Variante waren die auf Pergament gedruckten Ausgaben. Hierfür ist das Einzelblatt aus einem Stundenbuch ein prägnantes Beispiel. Dabei wurde auch die Pfingst-Darstellung gedruckt und dann von einem Buchmaler farbig gestaltet.

Von Paris nach Köln

Gedruckt wurde die Neuerwerbung 1525 in Paris durch Yolande Bonhomme. Die Witwe des bekannten Verlegers Thielman Kerver führte nach dessen Tod 1522 das Druck- und Verlagshaus über drei Jahrzehnte sehr erfolgreich weiter. Für die Ausgabe von 1525 hielt Yolande an der auf Kerver zurückgehenden Konzeption mit älteren und moderneren Bildfolgen fest, steigerte aber den Buchschmuck durch Umrahmungen aller Bilder und Textseiten.
Zu den älteren, bereits kurz nach 1500 entworfenen Darstellungen zählt auch das komplexe allegorische Bild der Maria Immaculata, das die Muttergottes umgeben von Symbolen zeigt, die ihre Schönheit und Reinheit veranschaulichen.
Diese Darstellung ist zudem im Kölner Missale zu finden. Das Messbuch wurde für das Kölner Verlagshaus der Brüder Birckman(n) ebenfalls 1525 in Paris gedruckt, jedoch nicht bei Kerver, sondern in der Werkstatt von Wolfgang Hopyl. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass besondere Bildfindungen und Motive nicht in einer Druckwerkstatt verblieben. Vielmehr wurden sie oftmals kopiert oder als Druckplatten aus anderen Werkstätten übernommen. Auf diese Weise gelangten einige sehr interessante Bildmotive nach Köln, die ihren Ursprung im Hause Kerver hatten.

Das Buch wurde durch den Freundeskreis Museum Schnütgen erworben, der auch die Restaurierung des Kölner Missale ermöglicht hat.

Eintrittspreise:

6 Euro
ermäßigt: 3,50 Euro
(inkl. ständige Sammlung Museum Schnütgen)

Kombiticket Museum Schnütgen und Rautenstrauch-Joest-Museum: 10 €, ermäßigt: 7 €

Gruppenticket (ab 10 Personen): 3,50 € pro Person

 

 

 
 
 
 

Die Sonderpräsentation wird unterstützt von: